Dienstag, 15. Juli 2014

Musik im Karate-Training

Trainiert ihr mit Musik, oder stört sie euch vielleicht sogar beim Training?

Musik beim Training bringt Leistung... meistens

Ich konnte die Erfahrung sammeln, dass es immer darauf ankommt, was ich gerade trainieren möchte.

Nehmen wir mal ein Zirkeltraining, welches aus 8 verschiedenen Cardio und Kraft Stationen besteht als Beispiel. Immer wenn ich solch ein Zirkeltraining mache, darf die Musik nicht fehlen. In meinem Dojo habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmer mindestens 2 Runden im Zirkel länger durchhalten, wenn ich Musik spiele, als ohne. Dabei scheint es ganz gleich zu sein, welche Art von Musik und ob ich die Geschmäcker der Teilnehmer getroffen habe.

Während die Musik läuft erscheinen die Übungen nur Nebensache zu sein.
Allerdings kann Musik auch ablenken. Wenn es an Trainingsinhalte geht, bei denen mitdenken angesagt ist und volle Konzentration gefordert ist, sollte man auf die Musik verzichten.

Timing und Rhythmus

Durch den Einsatz von Musik kann bis zu einem gewissen Maß, das Timing- und Rhythmusgefühl verbessert werden. Versucht doch mal eine bestimmte Technikabfolge auf den Rhythmus eines Songs auszuführen... ähnlich einem Block aus dem Soundkarate.

Ihr werdet schnell feststellen, dass diese Art der Rhythmusschulung auch die Rhythmisierung und das Timing in der Kata und um Kumite verbessern kann.

Image courtesy of photoraidz/ FreeDigitalPhotos.net


Ich für meinen Teil trainiere gerne mit Musik...

Dienstag, 8. Juli 2014

Umgehen mit Unterschieden

Oft erlebe ich Situationen in denen über die verschiedenen Ausführungsformen einer Technik diskutiert wird. Jeder besteht darauf das seine Form die "Richtige" ist. Doch wie soll man nun damit umgehen?

Image courtesy of Suvro Datta/ FreeDigitalPhotos.net

Probiert es einfach aus!

Warum die verschiedenen Ausführungen nicht einfach ausprobieren. Wenn ich an einem Training außerhalb meines Dojo teilnehme versuche ich immer die aufgezeigten Ausführungsformen des jeweiligen Dojo zu benutzen. Denn nur durch die Praxis kann ich austesten, ob diese Ausführungsform vielleicht gut oder schlecht für mein Karate-Do ist.

Nach dem Training versuche ich die Vor- und Nachteile für mich herauszustellen. Jeder Karateka ist anders und jeder Körper ist anders. Also kann es nicht die "eine" Ausführungsform geben.

Lerne ich etwas von einer "vermeintlich" für mich ungeeigneten Ausführungsform

Ja, unbedingt! - Auch wenn eine Ausführungsform nicht zu mir und meinem Karate-Do passt, erhalte ich doch wenigstens die Erkenntnis das ich eine Technik so nicht machen möchte und eine andere Ausführungsform für mich und meinen Körper besser geeignet ist.

Konklusion: Ausprobieren - Beurteilen - Verwerfen oder Behalten - Akzeptieren das es unterschiedliche Formen gibt

Freitag, 14. Februar 2014

Zanshin (残心)

Den Begriff Zanshin (残心) haben die meisten Budōka (武道家) mit Sicherheit schon einmal gehört, aber was genau versteht man unter dem Begriff?

Der Begriff Zanshin kann mit "balancierter Geist" oder "überlebender Geist" übersetzt werden und steht weitestgehend für eine gewisse Geistesgegenwart oder Wachsamkeit.

Das wohl üblichste und einfachste Beispiel eines fehlenden oder mangelhaftesten Zanshin ist wohl folgendes:

Im Training wird gerade schnell und stark gearbeitet auf die Kommandos des Trainers, man kommt so richtig in Fahrt und auf einmal wird der bisherige Rhythmus der Kommandos unterbrochen, weil der Trainer eventuell etwas korrigiert und dennoch führen einige schon eine weitere Technik aus.

Dies ist aber nicht die einzige Interpretation von Zanshin. Korrekt ausgeführtes Zanshin befähigt die ausführende Person in einer Kampfsituation den Überblick zu behalten und angemessen zu reagieren. Noch ein Beispiel:

In einem Kampf wird man getroffen... man beschäftigt sich in Gedanken so sehr mit diesem Treffer, dass der fortlaufende Kampf nicht die volle Aufmerksamkeit erhält. Dies führt wiederum dazu, dass man erneut getroffen wird und so weiter, und so weiter...

...oder...

In einem Kampf wird man getroffen... man findet sich mit dem Treffer ab und widmet sofort seine volle Aufmerksamkeit auf den Partner/Gegner um einen weiteren Treffer zu vermeiden oder selber aktiv zu werden. Den nächsten Angriff kann man stoppen und sogar Kontern...

Der erste Fall zeigt wieder ein negativ Beispiel, für schlechtes Zanshin. Man lässt sich dermaßen von einer Situation treiben, dass das eigentlich Wichtige aus den Augen verloren geht. Das zweite Beispiel zeigt, dass man mit der richtigen "Aufmerksamkeit" den Verlauf des Kampfes durchaus für sich positiv beeinflussen kann.

Zanshin könnte mir auch dabei helfen, bestimmte Eigenschaften meines Partners/Gegners zu erkennen und für mich zu nutzen.

In einem Kampf fällt mir auf das mein Patner/Gegner bevor er mit einer bestimmten Technik angreift immer erst eine Bewegung mit seinem vorderen Arm durchführt. Das nächste mal sobald ich diese Bewegung wahr nehme, greife ich an und komme somit seinem Angriff zuvor.

Es gibt viele Möglichkeiten um Zanshin zu beschreiben und zu verwenden. Wachsam und mit einer gewissen Geistesgegenwart zu handeln ist nicht nur im Karate-Do oder einer anderen Kampfkunst anwendbar, sondern kann selbstverständlich auf den ganz normalen Alltag angewandt werden. Ich versichere euch, es wird euch einige Situationen erleichtern.

Samstag, 1. Februar 2014

Die dôjôkun

道場訓

Die dôjôkun ist ein Lehrstück fernöstlicher Weisheit. Sie enthält die gesamte Ethik des traditionellen Karate und ist der Wegweiser zu den uralten Überlieferungen des inneren Karate-dô. Die dôjôkun umfasst die fünf geheimnisvollen "Leitsätze für den Ort des Weges". Es gibt keinen traditionellen Weg des Karate ohne sie.

Die dôjôkun wird heutzutage leider von manchen Karateka, wenn überhaupt bekannt, belächelt und als Klamauk von gestern abgetan. In einer Zeit, in der immer mehr die Ellenbogen eingesetzt werden und auf Menschlichkeit oftmals keine Rücksicht mehr genommen wird, ist die dôjôkun heute wichtiger als je zuvor.

Ein Buch-Tipp zu diesem Thema:
Dôjôkun: Die Ethik des Karate-dô

一、人格完成に努むること
Hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomeru koto.
Eins ist: Nach der Vollendung der Persönlichkeit streben.

Vervollkommne deinen Charakter - Ständig bemüht zu sein, den eigenen Charakter und seine Fähigkeiten zu verbessern und das Beste zu geben, das ist der Kernpunkt dieser Aussage.

一、誠の道を守ること
Hitotsu, makoto no michi o mamoru koto.
Eins ist: Den Weg der Wahrhaftigkeit bewahren.

Sei gerecht und hilfsbereit - Welch eine Wohltat mit Menschen zusammen sein zu dürfen, die über diese Eigenschaften verfügen. Menschen, die stets bemüht sind, gerecht zu urteilen und uns hilfsbereit unter die Arme zu greifen. Eigenschaften die wir auch besitzen sollten.

一、努力の精神を養うこと
Hitotsu, doryoku no seishin o yashinau koto.
Eins ist: Den Geist der Bemühung entfalten.

Sei geduldig und beherrscht - Zu dir selbst und den anderen, den Mitmenschen. Übe Geduld, wenn dein Weg länger und beschwerlicher ist als angenommen, wenn deine Mitmenschen deine Erwartungen nicht erfüllen. Ungeduld und Unbeherrschtheit erzeugt bei uns und bei den Mitmenschen negativen Druck und Stress. Dies hat zu rFolge, dass wir nicht mehr so gut in der Lage sind, unsere Aufgabe zu erfüllen.

一、礼儀を重んずること
Hitotsu, reigi o omonzuru koto.
Eins ist: Den respektvollen Umgang hochschätzen.

Sei höflich und bescheiden - Um zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen ist es wichtig, dieses Gebot zu berücksichtigen. So wie wir in den Wald hineinrufen, so kommt es zu uns zurück. Bemühen wir uns bei unseren Mitmenschen um Höflichkeit und ein gewisses Maß an Bescheidenheit. (nicht gemeint ist damit eine Unterwürfigkeit)

一、血気の勇を戒むること
Hitotsu, kekki no yû o imashimuru koto.
Eins ist: Sich vor unbesonnenem Mut in acht nehmen.

Sei mutig - Was wäre das Leben ohne Mut? Alle oben aufgeführten positiven Eigenschaften nützen nichts, wenn wir nicht mutig sind. Es gehört oft jede Menge Mut dazu, sich zu Höflichkeit und Bescheidenheit zu bekennen. Sei mutig, auch dir selbst gegenüber. Verteidigen wir unseren Freiraum und lassen wir uns nicht von anderen bestimmen und ausnutzen. Haben wir den Mut dazu, uns als wichtigsten Menschen zu bezeichnen und den Freiraum für die Vervollkommnung unseres ICHs zu schaffen.