Mittwoch, 27. November 2013

Shôtôkan Karate und Kickboxen

Hier ein Beitrag von mir aus einem nicht mehr existierenden Kickboxing-Blog zum Thema Karate und Kickboxen:

Da das Kickboxen seine Wurzeln in den verschiedenen ostasiatischen Kampfkünsten wie Kung Fu, Tae Kwon Do, Karate und dem westlichen Boxen hat sollte es doch auch einige Gemeinsamkeiten geben, oder?

Bei den meisten Leuten sind verschiedene Klischees weit verbreitet…

…Karate, das ist doch wo man Bretter zerschlägt…
…Kickboxer, das sind doch alles brutale Schläger…

Interessanterweise sind solche Klischees selbst unter verschiedenen Kampfsportlern weit verbreitet. Doch ist das wirklich so? Da ich sowohl (Shôtôkan) Karate als auch Kickboxen betreibe, kann ich kurz und knapp mit „NEIN“ antworten.

In Wirklichkeit stehen Karate sowie das Kickboxen für etwas ganz anderes. Im Karate insbesondere im Shôtôkan Karate werden im Training und im Wettkampf Faust- und Fußstöße vor dem Auftreffen abgestoppt, sodass die Techniken nicht voll durchgezogen werden. Dies setzt Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Partner sowie eine (sehr) gute Körperbeherrschung voraus. So manchem Kickboxer könnte diese Art des Kämpfens bekannt vorkommen, auch beim Kickboxen existiert solch eine Art des Wettkampfs, das sogenannte Point-Fighting.

Beim Point-Fighting werden verschiedene Techniken die ein bestimmtes (erlaubtes) Angriffsziel, sauber, klar und mit kontrolliertem Kontakt treffen mit Punkten bewertet. Die Punktevergabe erfolgt sofort im Anschluss eines Treffers, d.h. der Kampf wird kurz für die Wertung der Technik unterbrochen. Genau nach diesem Prinzip funktioniert auch das Kumite (der Kampf) im Shôtôkan (Wettkampf) Karate. Dies wird wohl auch der Grund sein, warum man den ein oder anderen Karateka (Karate-Betreibender) bei dieser Kickbox-Disziplin antrifft.

Darüber hinaus existieren natürlich weitere „Wettkampf“-Disziplinen, im Karate die Kata eine Art Kür in der verschiedene Technikabfolgen durchgeführt werden. Diese Form des Wettkampfs stellt einen Kampf gegen verschiedene imaginäre Gegner dar. Im Kickboxen existieren noch weitere Disziplinen wie das Leichtkontakt-Kickboxen und das Vollkontakt-Kickboxen. Auch im Karate existieren verschiedene Stilrichtungen in denen Vollkontakt-Kämpfe durchgeführt werden (Kyokushin, Ashihara, etc.)

Doch auch wenn es Vollkontakt-Disziplinen gibt, geht es weder beim Karate noch beim Kickboxen darum sich Sinnlos zu schlagen. Vielmehr umfasst das Training beider Sportarten den gesamten Körper fördert die Kondition, Koordination, Beweglichkeit, Schnellkraft, Kraftausdauer und Reaktion. Das Training umfasst also den gesamten Körper, verbessert alle motorischen Eigenschaften und fördert das Selbstvertrauen. 

Doch wo ist nun der eigentliche Unterschied? Der Unterschied dieser doch sehr ähnlichen „Sportarten“ liegt wohl in dem (nicht) Vorhandensein einer Philosophie. Wo beim Kickboxen eher ein sportlicher Charakter im Vordergrund steht existiert beim Karate ein wichtiger philosophischer Charakter, was wohl den Unterschied vom Kampfsport zu einer Kampfkunst ausmacht. Natürlich muss man hier auch erwähnen, dass in der heutigen Zeit und im modernen Karate der philosophische Aspekt stark leidet, wenn nicht sogar vernachlässigt wird. Dennoch wird beim Karate sehr viel Wert auf Etikette und Disziplin gelegt, dies spiegelt sich schon in verschiedenen Ritualen wieder. So wird zum Beispiel zu Beginn und am Ende einer Trainingseinheit ein Ritual vollzogen, bei welchem das Dojo (die Übungsstätte), der Sensei (Lehrer, Meister) sowie die mitübenden Karatekas (Karatebetreibenden) geehrt bzw. gegrüßt werden.

Auch verschiedene Grundsätze wie zum Beispiel die 20 Regeln von Gichin Funakoshi (Begründer des Karatestils Shôtôkan) unterstreichen den philosophischen Charakter des Karate. Hier ein paar für mich wichtige Grundsätze aus Funakoshi Senseis Regeln:
  1. Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.
  2. Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.
  3. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann.
  4. Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen.
Natürlich gibt es auch beim Kickboxen verschiedene Grundsätze, wie zum Beispiel die Grundsätzliche sportliche Fairness, die auch wichtig sind. Jedoch steht hier die Schulung des Körpers im Vordergrund, wobei im Karate eben auch der Geist geschult werden soll.

Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn/sie das richtige ist. Ich für meinen Teil kann aber sagen, dass mich sowohl das Karate beim Kickboxen weiter bringt wie auch das Kickboxen beim Karate. Für mich ist Karate und Kickboxen eine gute Kombination.

Mittwoch, 20. November 2013

karate-praxis



Seit einiger Zeit gibt es nun schon das karate-praxis Team. Die Jungs machen meiner Meinung nach einen super Job.

Jedes Training an dem ich bisher teilnehmen durfte, fand in einer tollen Atmosphäre statt und hat mir die Vielfalt des Karate gezeigt. Immer wieder erwische ich mich dabei wie ich erstaunt bin, dass bekannte Dinge neu erlebt werden können.

Doch was ist eigentlich karate-praxis

Grob gesagt geht es darum den Karatekas die Augen zu öffnen und weitere tolle Trainingsmöglichkeiten als die üblichen "Drei-Säulen" aufzuzeigen. In den karate-praxis Lehrgängen steht die tatsächliche Praxis am Partner und die Effektivität im Vordergrund, aber auch "traditionelle" Aspekte kommen sicher nicht zu kurz. Was gibt es besseres bei einer Kata, als diese "leben" zu können - wenn ich tatsächlich weiß, was ich tue und auch wirklich effektiv mit der Kata arbeiten kann.

Die verschiedenen Bausteine

Das karate-praxis Team hat sich verschiedene Bausteine oder Module ausgedacht um ein effektives Karate "an den Mann / die Frau" zu bringen. Hier werden unter anderem Rhythmus-Schulung, Effektiv-Bunkai, Zielregionen-Training, verschiedene Kumite-Formen, Karate-SV, Hebel und Würfe oder Pratzentraining unterschieden.

Ich bin auf jeden Fall immer begeistert. Schaut es euch einfach einmal selber an, oder holt euch einfach direkt jemanden vom karate-praxis Team in euer Dojo. www.karate-praxis.de

Freitag, 15. November 2013

Verschiedene Stile im Karate

Heutzutage existiert eine Vielzahl von Stilrichtungen im Karate. Oft lese ich in Foren oder höre in Gesprächen heraus, dass die eine oder die andere Stilrichtung besser oder effektiver sei.

"Ein erstes Problem, das meiner Meinung nach das heutige Karate-Do beeinträchtigt, ist das Überhandnehmen verschiedener Schulen. Ich glaube, dies wird auf die zukünftige Entwicklung eine schädliche Wirkung haben. In Okinawa gab es früher zwei Schulen, Nawa-te und Shuri-te [...]." Gichin Funakoshi - Karate-Do Mein Weg

Diese bereits 1975 verfassten Bedenken von Sensei Funakoshi lassen mich über die heutige Situation im "öffentlichen" Karate schmunzeln. Schon damals gab es mehrere Schulen, doch in den Augen Funakoshis gab es nur ein Karate.

Auch ich bin der Ansicht, dass es nicht die eine - bessere - Stilrichtung gibt.

"Ich glaube, dass alle diese - Schulen - miteinander verschmolzen werden sollten [...]." Gichin Funakoshi - Karate-Do Mein Weg

Ich denke das jeder seinen eigenen Karate-Do bestreiten sollte. Dies schließt auch die Wahl der Stilrichtung mit ein. Dennoch sollte man seinen Weg nicht als "in Stein gemeißelt" sehen, sondern vielmehr als einen Pfad mit vielen Abzweigungen. Es dürfte niemandem Schaden über den "Tellerrand" zu schauen oder den Leuten ihren Weg zu lassen, wie sie ihn für richtig halten.

Ich habe damals nicht bewusst mit einer Stilrichtung begonnen, sondern bin wie wahrscheinlich fast jeder Anfänger einfach in ein Training gegangen und geblieben, weil es mir gefiel. Nun bin ich beim Shotokan Karate gelandet, lasse mich aber nicht davon abbringen in andere Stilrichtungen oder sogar Systeme hinein zu schnuppern. Auch dies hilft für den ganz persönlichen Do.


Montag, 11. November 2013

Tradition vs. Moderne

Es gibt immer wieder Diskussionen über die zunehmende "Versportlichung" von Karate. Meistens gibt es bei diesen Diskussionen nur Schwarz oder Weiß, die Fronten sind ziemlich verhärtet. Entweder ist man für die aktuellen Entwicklungen oder dagegen. Da frage ich mich, muss dass so sein?

"Die Zeiten ändern sich, die Welt ändert sich, und die Kampfkünste müssen sich ebenfalls ändern." Gichin Funakoshi - Karate-Do Mein Weg

Dieses wie ich finde sehr interessante Zitat habe ich in der von Sensei Funakoshis selbstverfassten Biografie "Karate-Do Mein Weg" gefunden. Könnte dies bedeuten, dass Sensei Funakoshi, der als Begründer des modernen Karate-Do (Shotokan) bezeichnet wird, die aktuellen Entwicklungen im Karate befürworten würde, oder ist vielleicht etwas anderes gemeint?

Hat nicht Funakoshi selbst einige Änderungen/Anpassungen/Optimierungen an seiner Kampfkunst vorgenommen, damit Karate für die breite Masse tauglich ist? Ist das nicht auch das Ziel großer Verbände wie dem DKV? Und wie könnte man die Leute einfacher für etwas begeistern als einen großen Sportevent daraus zu machen?

Dennoch scheint einiges was unsere Kampfkunst ausmacht verloren zu gehen. Wie kommt es zum Beispiel, das viele Vereine ein separates SV-Training anbieten (müssen)? Ist Karate denn nicht Selbstverteidigung? Warum trainieren die meisten beim Kumite nur Zielregionen anzugreifen, die im Wettkampf bewertet werden?

Viele Fragen, die ich mir selbst nicht beantworten kann. Dennoch kann man denke ich behaupten, dass das Sport-Karate neue Mitglieder in traditionelle Vereine bringt. Und warum ist das so? Wenn man mal ehrlich ist, gehen die wenigsten zu einem Kampfkunst Training mit dem Gedanken sich Charakterlich weiter zu entwickeln. Oder fragt doch einmal neue Mitglieder, warum sie sich für Karate entschieden haben. Es wird niemand antworten: "Weil die 3-Säulen so interessant klangen." Ich denke viele reizt es "Kämpfen" zu lernen, aber auch der gemeinschaftliche Aspekt, der allerdings bei so ziemlich jedem Vereinssport möglich ist.

Vielleicht sollten also die beiden Seiten (Tradition vs. Moderne) einfach ein bisschen toleranter sein und die jeweils andere Seite als möglichen Weg im Karate (Karate-Do) akzeptieren. Bestimmt können auch beide Seiten voneinander lernen. Meiner Meinung nach sollte man seinen Weg einfach nicht als das einzig "Wahre" verkaufen und offen für neues sein, auch wenn das "Neue" auf den ersten Blick fremd oder vielleicht sogar nicht "Richtig" erscheint. Aber auch anders herum sollten Neuerungen natürlich immer kritisch hinterfragt werden...

Mittwoch, 6. November 2013

Was bedeutet eigentlich Karate?

Karate setzt sich aus den japanischen Wörtern "Kara" (dt. leer) und "Te" (dt. Hand) zusammen. Also steht Karate für "leere Hand".

Oft sprechen die Leute aber von Karate-Do, hierbei kann "Do" mit "Weg" übersetzt werden. Somit ist die Rede vom "Weg der leeren Hand". Dies spiegelt gut den Werdegang eines Karateka (Karatebetreibenden) wieder, der sich auf einen Weg begibt, in diesem Fall "seinen" Weg.
Die Philosophie im Karate und die Techniken bilden eine Einheit und müssen im Karate als "Ganzes" verstanden werden. Karate ist also die Schulung von Körper und Geist.

Seine Wurzeln hat Karate wohl im chinesischen Boxen, das mehr als 2000 Jahre alt ist. Seine eigentliche Vorform oder Ursprungsform ist eine Kampfkunst, die besonders für den Nahkampf mit dem Feind entwickelt wurde. Diese entstand um 1600 auf der Insel Okinawa und wurde als Okinawa-te (Okinawa-Hand) bekannt.

Als einer der Herrscher des Inselreiches Kagoschima jeglichen Waffenbesitz verbot, förderte er damit ungewollt den Kampf mit leeren Händen, das Kara-te.

Der aus Okinawa stammende Meister Gichin Funakoshi (1869-1957) entwickelte die alte Form des Okinawa-te zum modernen Karate. Als er 1917 und 1922 diese Form der Kampfkünste öffentlich vorführte, gewann diese in Japan große Anhängerkreise.